Den Weg finden

Die Behandlungen des unerfüllten Kinderwunsches
sind vielschichtig und immer auf Ihren individuellen
Einzelfall zugeschnitten.

Unsere Voraussetzungen

Es gibt Voraussetzungen und Vorgaben, die Paare berücksichtigen müssen, wenn sie unsere Hilfe in Anspruch nehmen möchten. Welche das sind, haben wir in diesem Kapitel festgehalten, um Ihnen im Hinblick auf eine Behandlung vorab Orientierung zu bieten.  

Voraussetzungen für Frauen

Frauen, die sich auf Kosten der gesetzlichen Krankenkasse behandeln lassen möchten, müssen zwischen 25 und 40 Jahre alt und verheiratet sein. Darüber hinaus heißen wir auch alleinstehende Frauen und gleichgeschlechtliche Paare bei uns willkommen. Bitte bedenken Sie: Patientinnen ab 45 Jahren behandeln wir aufgrund geringer Erfolgsaussichten und hoher Risiken ebenso wenig wie Frauen, die einen Body-Mass-Index (Körpermasseindex) über 40 haben. Gesetzlich versicherte Paare benötigen vor Behandlungsbeginn immer einen von der Krankenkasse genehmigten Behandlungsplan unserer Praxis, um diese finanzielle Unterstützung in Höhe von 50 Prozent zu erhalten.

Für die in Niedersachsen wohnenden Ehepaare und nicht verheiratete Lebensgemeinschaften gibt es eine staatliche Förderung durch das Land (weitere Informationen). Privat versicherte Paare sollten die Konditionen ihres Versicherers kennen und sich darüber hinaus bei den zuständigen Landesämtern erkundigen.

Weitere Voraussetzungen sind, dass Gebärmutter und mindesten ein Eierstock funktionstüchtig sind. Außerdem sollte ein nachgewiesener Schutz gegen Röteln und Windpocken ebenso vorliegen wie ein negatives HIV- und Hepatitis-Testergebnis (B+C).

Voraussetzungen für Männer

Männer, die sich auf Kosten der gesetzlichen Krankenkassen wegen Kinderlosigkeit behandeln lassen möchten, müssen zwischen 25 und 50 Jahre alt und verheiratet sein. Ansonsten gelten – auch für privat versicherte Paare – identische Vorgaben. Das betrifft ebenfalls die staatliche Förderung für in Niedersachsen lebende Ehepaare oder Lebensgemeinschaften (weitere Informationen).

Neben einem negativen HIV- und Hepatitis-Testergebnis (B+C) sollte sichergestellt sein, dass Spermien vorhanden sind. Danach hängt der weitere Behandlungsweg von der Samenqualität ab. Bei sehr schlechter Qualität kann ICSI, die intrazytoplasmatische Spermiuminjektion, eine Option sein.

Unsere Therapie-Behandlungen

Medikamentös

Die Medikamente, die wir in der IVF-Behandlung einsetzen, haben alle eine gemeinsame Funktion – sie fördern die Follikelreifung in Ihren Eierstöcken und optimieren Ihren Termin des Eisprungs.

Clomifen

Das Präparat in Tablettenform löst eine Eizellreifung an den Eierstöcken aus.

Anwendung
Clomifen wird vorwiegend im Vorfeld einfacher Therapieverfahren eingesetzt. Dies geschieht beispielsweise bei einer ovariellen Stimulation mit oder ohne Insemination.

Funktionsweise 
Clomifen sorgt im Hypothalamus für eine vermehrte Ausschüttung von GnRH, dem Gonadotropin-Freisetzungshormon. Dieses führt in der Hypophyse zu einem deutlichen Anstieg von FSH (follikelstimulierendes Hormon) und damit zur Stimulation der Eizellreifung im Eierstock.

Nebenwirkungen
In Verbindung mit der Einnahme von Clomifen wird in Einzelfällen über Hitzewallungen, Schweißausbrüche, Schwindelgefühle und Sehstörungen berichtet. Wasseransammlungen in den Eierstöcken, noch seltener im gesamten Bauchraum sind möglich und geben der Frau das Gefühl eines gespannten, geblähten Bauches. Diese Nebenwirkungen gehen aber meist sofort nach Absetzen des Medikaments zurück.

Unter Einnahme von Clomifen kann es je nach Dosis zur Reifung von einer aber auch mehrerer Eizellen kommen und damit verbunden gelegentlich zu Zwillings-, ganz selten zu Drillingsschwangerschaften.

FSH / LH / HMG / HCG

Hinter den Abkürzungen FSH, LH, HMG und HCG verbergen sich wichtige und häufig eingesetzte Hormone zur Behandlung eines unerfüllten Kinderwunsches.

Bei allen Medikamenten handelt es sich um Proteohormone, die ausschließlich als Injektion verabreicht werden. Grundsätzlich ist es Patientinnen möglich, sich sie Hormonpräparate selbst zu spritzen.
Das Follikelstimulierende Hormon FSH ist das wichtigste Hormon bei der Stimulation der Eierstöcke und wird in allen Standardprotokollen der In-Vitro-Fertilisation eingesetzt. Zur Ergänzung kann in besonderen Fällen das luteinisierende Hormon LH erforderlich sein. Beide Hormone werden inzwischen gentechnisch hergestellt.

HMG ist ein aus Urin gewonnenes, gereinigtes Hormonpräparat, das neben einem großen Anteil Fremdproteine vor allem eine definierte Menge von FSH enthält. Es dient alternativ zum gentechnisch hergestellten FSH zur ovariellen Stimulation.

HCG ist das sogenannte Schwangerschaftshormon, das ebenfalls in gentechnisch hergestellter sowie in aus Urin gereinigter Form vorliegt. Im Rahmen der Sterilitätsbehandlung wird es wegen seiner Ähnlichkeit mit dem LH zum Auslösen des Eiprungs verwendet sowie zur Unterstützung der Gelbkörperphase.

Progesteron
das vorwiegend im Gelbkörper und im Mutterkuchen entsteht. Es wird nach dem Eisprung, also in der zweiten Zyklushälfte, vom Eierstock gebildet.

Wirkungsweise 
Unter dem Einfluss von Progesteron entwickelt die Gebärmutterschleimhaut die charakteristischen Deziduazellen, die erforderlich sind, um die Einnistung der Embryonen zu ermöglichen.

Anwendung
Um sicherzustellen, dass in der Gebärmutter genug Progesteron vorhanden ist, werden bei der IVF-Behandlung nach der Eizellentnahme Progesteronkapseln oder ein Progesterongel zum Einführen in die Scheide rezeptiert. Die Anwendung dieser Medikamente ist bis zum Schwangerschaftstest nach zwei Wochen vorgesehen. Die verordnete Dosierung ist unbedingt einzuhalten.

GnRH-Analoga und GnRH-Antagonisten

GnRH-Analoga und GnRH-Antagonisten schalten die Eigentätigkeit der Eierstöcke aus, wodurch der Zeitpunkt des Eisprungs genau auf vier Stunden eingegrenzt werden kann.

Wirkungsweise
GnRH-Analoga und GnRH-Antagonisten blockieren die Hypophyse und verhindern so den vorzeitigen Eisprung. Für den Wirkungseintritt der GnRH-Analoga ist eine Vorlaufzeit von ca. einer Woche erforderlich. Danach wird mit der externen ovariellen Stimulation mit FSH oder HMG begonnen, die ca. 14 Tage dauert. Während der gesamten Zeit ist die Fortführung der Therapie mit dem GnRH- Analogon bis zur Spritze, die den Eisprung auslöst, erforderlich.

GnRH-Antagonisten
GnRH-Antagonisten werden erst bei bereits laufender Stimulation eingesetzt, da ihre Wirkung sofort eintritt. Die Therapie mit dem GnRH-Antagonisten muss ebenfalls bis zur Spritze, die den Eisprung auslöst, fortgesetzt werden.

Vielfältige Verfahren

So vielfältig die Gründe für eine ungewollte Kinderlosigkeit sind, so vielfältig sind auch die national und international eingesetzten Verfahren. Je nach Ursache der ungewollten Kinderlosigkeit empfiehlt sich eine andere Methode.

Zyklusüberwachung

Die Zyklusüberwachung macht es möglich, den optimalen Zeitpunkt für die Entstehung einer Schwangerschaft zu erkennen und – wenn nötig – das Entstehen einer Schwangerschaft medikamentös zu unterstützen.

Anwendung
Menstruationszyklen mit unregelmäßigem Blutungsmuster sind häufig Ausdruck einer fehlenden oder gestörten Eizellreifung. Die Kontrolle der Eizellreifung durch Ultraschalluntersuchungen und Hormonbestimmungen aus dem Blut ermöglicht es, den optimalen Zeitpunkt für Geschlechtsverkehr oder Insemination (Samenübertragung) zu bestimmen.

Ovarielle Stimulationstherapie

Bei einer ovariellen Stimulationstherapie werden durch Hormonbehandlung eine oder mehrere Eizellen zur Reifung gebracht.

Anwendung
Um eine Eizellreifung herbeizuführen oder zu verbessern, ist häufig eine Hormonbehandlung bzw. eine hormonelle Stimulation erforderlich. Dies geschieht mit Tabletten oder Spritzen, welche die Frau sich – nach Anleitung – selbst ins Unterhautfettgewebe injizieren kann. Die Wirkung dieser hormonellen Therapie wird mit Ultraschalluntersuchungen und Hormonbestimmungen im Blut überwacht.

Intrauterine Insemination

Die Intrauterine Insemination ist die Übertragung von gewonnenen Samenzellen bzw. Spermien zum Termin des Eisprungs in die Gebärmutterhöhle. Dadurch wird die Wegstrecke der Spermien in den Eileiter verkürzt.

Anwendung
Zum Zeitpunkt des Eisprungs werden gewaschene Spermien des Partners mit Hilfe einer Spritze und eines dünnen Katheters direkt in die Gebärmutterhöhle übertragen. Die Insemination wird bevorzugt bei leichtgradiger Einschränkung der männlichen Zeugungsfähigkeit eingesetzt. Auch Auffälligkeiten im Bereich des Gebärmutterhalses (z.B. Zustand nach Konisation), die ein Aufsteigen der Spermien in die Gebärmutterhöhle stören, können Anlass einer Insemination sein.

Erfolgsaussichten
Je nach Indikationsstellung liegt die Erfolgsaussicht in unserem Zentrum bei diesem Verfahren zwischen 15 bis 20 Prozent pro Zyklus. Eine intrauterine Insemination stellt eine einfache und nebenwirkungsarme Therapie dar.

Fremdinsemination (AID)

Die Fremdsamenspende wird angeboten, wenn in der Samenflüssigkeit des Ehepartners keine Spermien vorhanden sind. Gleichzeitig stellt sie auch für alleinstehende Frauen oder gleichgeschlechtliche Paare eine Behandlungsoption dar.

Die Befruchtung mithilfe einer Fremdsamenspende ist in Deutschland erlaubt – jedoch nur nach ärztlicher (und möglichst auch juristischer) Beratung und unter bestimmten Voraussetzungen. Mit Inkrafttreten das Samenspenderregistergesetzes (SaRegG) zum 1.Juli 2018 haben die nach einer Samenspende geborenen Kinder das gesetzlich verbriefte Recht, bestimmte Daten über den Spender in Erfahrung zu bringen. An den Samenspender können keine Erbansprüche geltend gemacht werden. Wir bieten Ihnen diese Behandlung auf Wunsch an.

In-Vitro-Fertilisation (IVF)

Die IVF- Behandlung kommt zur Anwendung bei:

  • fehlenden, verschlossenen oder unbeweglichen Eileitern
  • Endometriose
  • Zustand nach Sterilisation
  • Zustand nach mehreren erfolglosen Inseminationsbehandlungen
  • idiopathischer Sterilität

Die IVF-Behandlung gliedert sich in sieben aufeinanderfolgende Schritte. Den gesamten Prozess gestalten wir Ihnen folgend so transparent wie möglich.

1. Förderung der Eizellenreifung
Der erste Schritt der In-Vitro-Fertilisation ist eine gezielte Eizellenreifung. Hierzu wird durch eine kontrollierte Überstimulation die Reifung von mehreren Follikeln erzielt.

Anwendung
Durch die Stimulation erhöhen wir die Chancen, mehrere Eizellen zu gewinnen und diese erfolgreich zu befruchten, um im Anschluss ein bis drei Embryonen in die Gebärmutter übertragen zu können. Bewährt hat sich die Stimulation mit gentechnisch hergestelltem FSH oder einem HMG-Präparat.

Die Stimulation beginnt am zweiten oder dritten Zyklustag mit Injektionen dieser Hormone. Um einen vorzeitigen Eisprung zu verhindern, wird die FSH – oder HMG- Stimulation mit einem GnRH-Analogon bzw. GnRH-Antagonist kombiniert. Der Beginn der GnRH-Analogongabe liegt entweder bereits in der zweiten Hälfte des Vorzyklus oder er beginnt mit der Stimulation. Der GnRH-Antagonist wird erst während der Stimulation eingesetzt.

2. Kontrolle der Eizellreifung
Der zweite Schritt ist die medizinische Kontrolle der Eizellreifung.
Wir untersuchen mit Hilfe von Ultraschall zu Beginn der Behandlung, ob alles in Ordnung ist. Die heranwachsenden Follikel kontrollieren wir während der Stimulationsbehandlung – ebenfalls per Ultraschall.

Gleichzeitig messen wir falls nötig die Hormone Estradiol sowie LH und Progesteron im Blut. Auf diese Weise bestimmen wir den günstigsten Zeitpunkt zur Gewinnung reifer, befruchtungsfähiger Eizellen.

3. Auslösung des Eisprungs
Im Anschluss an die kontrollierte Eizellreifung lösen wir genau zum geeigneten Zeitpunkt den Eisprung aus.
Durch Anwendung von GnRH -Agonisten bzw. -Antagonisten verhindern wir, dass der Eisprung spontan einsetzt und die Eizellen verloren gehen. Zur Vorbereitung der Eizellentnahme für die In-Vitro-Fertilisation wird der Eisprung durch hCG-Injektion (an Stelle des natürlichen LH) ausgelöst, sobald die Hormonspiegel, die Dicke der Gebärmutterschleimhaut (Endometrium), die Öffnung des Gebärmutterhalses sowie die Mehrzahl der Follikel eine optimale Größe erreicht haben.

Ungefähr 40 Stunden später würde eine spontane Ovulation eintreten, bei der die Eizellen für die weitere Behandlung verlorengehen würden. Deshalb entnehmen wir die Eizellen nach ca. 36 Stunden aus dem Follikel.

4. Eizellgewinnung
Im vierten Schritt werden die Eizellen mit Hilfe von Ultraschall gewonnen. Bei der notwendigen Operation unter Vollnarkose werden die Follikel unter Ultraschallsicht von der Scheide aus punktiertEine Narkose ist zwar nicht zwingend erforderlich, jedoch empfinden Patientinnen den Eingriff so als deutlich weniger traumatisch. Zudem können auch bei schwierigen Punktionsverhältnissen ausreichend Eizellen gewonnen werden. Bei komplikationslosem Verlauf können Sie trotz Vollnarkose noch am selben Tag nach Hause.

5. Samengewinnung
Die Samengewinnung für die IVF-Behandlung schließt sich der Eizellgewinnung direkt an. In diesem Schritt sollte nun Ihr Samen möglichst schnell und keimfrei nach der Eizellgewinnung vorliegen. Der Samen kann auch zu Hause gewonnen werden, wenn er innerhalb einer Stunde in unser Labor gebracht wird.

Dort wird das Sperma gereinigt und durch spezielle Aufbereitungsmethoden konzentriert. Man spricht dabei von der Swim-up-Methode. Bei besonders eingeschränkten Spermabefunden sind andere Aufbereitungsverfahren und natürlich das ICSI-Verfahren möglich.

6. Befruchtung der Eizellen
Durch die Befruchtung der Eizellen und das Heranwachsen der Embryonen nähert sich die IVF-Behandlung ihrem Abschluss. Im sechsten Schritt bereiten wir das bis zu vier Stunden nach der Eizellgewinnung für die IVF gewonnene Sperma im Labor vor. Die beweglichen Spermien werden nach zwei bis sechs Stunden zu den Eizellen in die Kulturflüssigkeit gegeben, für die konventionelle In-Vitro-Fertilisation sind pro Eizelle 250.000 bewegliche Spermien erforderlich.

Meist verbleiben Ei- und Samenzellen ungefähr 24 Stunden in einem Brutschrank bei 37 °C. Nach dieser Zeit prüfen wir, ob es zum Eindringen von Spermien in die Eizelle und zum Beginn der Befruchtung gekommen ist. Zwei bis fünf imprägnierte Eizellen werden ausgesucht und noch ein bis zwei Tage im Brutschrank kultiviert. Überzählige imprägnierte Eizellen können eingefroren und zu einem späteren Zeitpunkt verwendet werden. Während der Inkubation im Brutschrank teilen sich die befruchteten Eizellen, die Embryonen werden anschließend in die Gebärmutter übertragen.

7. Übertragung der Embryonen
Mit der Übertragung der Embryonen in die Gebärmutter wird der siebenstufige Prozess der IVF-Behandlung abgeschlossen. Nachdem im Kulturmedium mindestens ein vitaler Embryo herangereift ist, kann dieser zwei bis fünf Tage nach Eizellentnahme übertragen werden. Sie erhalten dazu einen Termin in der Praxis. Der Embryo oder die Embryonen werden mit einem dünnen Katheter unter Ultraschallkontrolle direkt in die Gebärmutterhöhle übertragen.

Das Aufziehen des Embryos oder der Embryonen kann das Paar auf einem Bildschirm live mitverfolgen. Diese Übertragung ist in der Regel schmerzlos und erfolgt problemlos in der Praxis auf einem Untersuchungsstuhl – gerne auch in Anwesenheit Ihrer Begleitperson.

Während der darauffolgenden zwei Wochen ist eine normale körperliche Belastung empfehlenswert, an Medikamenten erhalten Sie im Wesentlichen Gestagene, die eine mögliche Einnistung unterstützen sollen. Nach zwei Wochen bekommen Sie einen Termin zur ersten Blutentnahme zum Schwangerschaftstest.

Verhalten nach dem Embryotransfer
Denken Sie bitte während der Behandlung an ausreichend Schlaf und gesunde Ernährung. Achten Sie besonders auf eine vitamin- und eiweißreiche Kost. Empfehlenswert ist die Einnahme von 0,4 mg Folsäure pro Tag. Bitte trinken Sie ausreichend (z.B. Mineralwasser) und vermeiden Sie bitte unbedingt Nikotin- und Alkoholgenuss.

In der Zeit nach dem Embryotransfer können sich Temperaturerhöhungen sowie starke Kreislaufbelastungen ungünstig auf den Eintritt der Schwangerschaft auswirken. Unterlassen Sie somit bitte Saunabesuche, heiße Wannenbäder, Sonnenbäder und sportliche Aktivitäten. Grundsätzlich ganz wichtig ist eine möglichst positive und hoffnungsvolle Grundeinstellung sowie eine harmonische Lebensgestaltung.

Intrazytoplasmatische Spermien-Injektion (ICSI)

Bei einer intrazytoplasmatischen Spermien-Injektion (ICSI) wird das Spermium des Mannes direkt in das Zytoplasma einer Eizelle eingespritzt. Die Zahl der dadurch befruchteten Eizellen ist somit deutlich höher als bei anderen Verfahren.

Anwendung
Die Eizellen werden unter einem speziellen Mikroskop mit einer Haltepipette fixiert. Dann wird jeweils ein einzelnes Spermium in eine dünne Injektionspipette aufgezogen und direkt in die Eizelle injiziert. ICSI, auch Mikroinjektion genannt, ahmt somit den natürlichen Vorgang des Eindringens eines Spermiums in die Eizelle nach.

Mithilfe dieser Methode lassen sich 93,4 Prozent der gewonnenen Eizellen befruchten (Deutsches IVF Register 2020). Wie bei der IVF-Behandlung beschrieben, erfolgt nach zwei bis fünf Tagen der Embryo-Transfer.

Social freezing

Bei diesem Verfahren friert man vorsorglich unbefruchtete Eizellen ohne medizinischen Grund ein. Frauen äußern diesen Wunsch, wenn eine Schwangerschaft in ihrer aktuellen Situation nicht geplant ist. Friert man ihre Eizellen im Alter zwischen 20 und 35 Jahren ein, ist die Chance, eine Schwangerschaft zu erleben, höher als in späteren Lebensjahren. Denn auch die Eizellen altern. Bei diesem Prozess ist jedoch eine hormonelle Spritzenvorbehandlung sowie der operative Eingriff der Eizellgewinnung erforderlich.

Sowohl die Vorbehandlung als auch die operative Eizellgewinnung und das Einfrieren sowie Auftauen von unbefruchteten Eizellen ist keine Krankenkassenleistung.

Die Eizellen müssen nach dem Auftauen einer ICSI-Behandlung unterzogen werden. Auch diese Kosten sind von den Frauen selbst zu tragen.

Kryokonservierung von unbefruchteten Eizellen:

  • Überlebensrate nach Kryokonservierung und anschließendem Auftauen bei ca. 80 bis 95 Prozent.

Klinische Schwangerschaftsraten pro Embryotransfer:

  • im Durchschnitt ca. 30 Prozent (10 bis 59 Prozent)

Kumulative Lebendgeburtenrate:

  • im Durchschnitt ca. 33 Prozent (6 – 62 Prozent)

je nach Alter:

  • älter als 35 Jahre: zehn Eizellen mit Lebendgeburtsrate bei ca. 30 Prozent
  • jünger als 35 Jahre: zehn Eizellen   Lebendgeburtsrate bei ca. 60 Prozent
Blastozystentransfer

Der Blastozystentransfer ist die Verlagerung der Embryonen aus dem Labor in die Gebärmutter am fünften anstelle des zweiten oder dritten Tages seiner Entwicklung. Durch dieses Verfahren versucht man, die Embryonen mit der besten Einnistungsfähigkeit zu identifizieren.

Anwendung
Man erhofft sich durch einen Blastozystentransfer eine Verbesserung des Behandlungserfolges bei der Kinderwunschtherapie mittels IVF- oder ICSI-Therapie, da dadurch eine Auswahl vitaler und einnistungsfähiger Embryonen möglich ist, da nicht alle Embryonen dieses Stadium überhaupt erreichen. Dieses Verfahren ist jedoch nur sinnvoll, wenn eine Selektion überhaupt möglich ist.

Assisted Hatching (Schlüpfhilfe)

Dieses Verfahren steht für eine laserunterstützte ‘Schlüpfhilfe‘ zur leichteren Einnistung des Embyros in der Gebärmutter.

Hintergrund
Um das Vorgehen zu erklären, ist es notwendig, zunächst die Hintergründe der biologischen Prozesse zu verdeutlichen. Die Eizelle und damit auch der Embryo ist von einer Hülle (Zona pellucida) umgeben und geschützt. Kurz vor der Einnistung des Embryos in der Gebärmutterschleimhaut kommt es durch spezielle Enzyme und den embryonalen Wachstumsdruck zur Öffnung der Zona pellucida und damit zum Schlüpfen des Embryos.

Verschiedene Studien weisen darauf hin, dass die In-Vitro-Kultur von Embryonen und auch die Kryokonservierung zu einer Verhärtung der Zona pellucida und damit zum Erschweren oder Ausbleiben des ‘Schlüpfens‘ führen könnten. Es wird angenommen, dass der Embryo durch die Ausdünnung oder Öffnung der Zona pellucida leichter aus seiner Hülle schlüpfen kann.

Anwendung 
Die heute sicherste Methode zur partiellen Ausdünnung der Zona pellucida ist die Lasertechnik. Allerdings ist die klinische Bedeutung des ‘Assisted Hatching‘ gegenwärtig noch nicht vollständig gesichert.

Im Idealfall könnten Patientinnen davon profitieren, wenn sie:

  • mehrere erfolglose IVF-oder ICSI -Versuche hinter sich haben
  • älter als 35 Jahre sind
  • eine messbar verdickte Zona pellucida haben
  • einen Transfer von Embryonen hatten, die sich aus kryokonservierten befruchteten Eizellen entwickelt haben
  • rauchen
Einfrierung

Einfrieren von Spermien oder Hodengewebe
Ein Einfrieren kann dann sinnvoll sein, wenn aufgrund einer Erkrankung des Mannes eine Hodenoperation oder eine Chemo- bzw. Strahlentherapie geplant ist, die eine Einschränkung der Fruchtbarkeit erwarten lässt. Sollte das Paar auch für den nachfolgenden Zeitraum einen Kinderwunsch haben, ist hier eine Indikation gegeben.

Im Einzelfall kann auch vor längerer Abwesenheit des Mannes das Einfrieren von Spermien gewünscht sein. Je nach Ausgangssituation können die eingefrorenen Spermien dann für eine ICSI-Therapie oder auch eine Inseminations-Therapie in Frage kommen.

Auch das anlässlich einer TESE gewonnene Hodengewebe respektive die so gewonnenen Spermien können kryokonserviert und für eine folgende Kinderwunsch-Therapie genutzt werden.

Einfrieren von befruchteten Eizellen
Werden im Rahmen einer IVF- oder ICSI-Behandlung mehr Eizellen befruchtet, als Embryonen beim Embryo-Transfer übertragen werden sollen, so können diese ‘überzähligen‘ befruchteten Eizellen im Vorkern-Stadium kryokonserviert werden. Falls nötig besteht die Chance, diese Vorkernstadien zu einem späteren Zeitpunkt als entwickelte Embryonen in die Gebärmutterhöhle zu übertragen. Dies ermöglicht den Eintritt einer Schwangerschaft, ohne dass erneut alle Therapie-Schritte einer IVF- oder ICSI-Behandlung durchlaufen werden müssen. Das Verfahren ist bewährt, sicher und steigert die auf die Eizellentnahme bezogene Schwangerschaftsrate.

Einfrieren von Blastozysten (Embryonen)
Im Rahmen eines geplanten Blastozystentransfer ist es möglich, dass überzählige Blastozysten (Embryonen) entstehen. Diese können auf Wunsch des Paares eingefroren werden, um sie zu einem späteren Zeitpunkt aufgetaut in die Gebärmutter zu übertragen. Wie beim Einfrieren von befruchteten Eizellen ist das Verfahren sicher und steigert die auf die Eizellentnahme bezogene Schwangerschaftsrate ohne erneut alle Therapie-Schritte einer IVF- oder ICSI-Therapie durchlaufen zu müssen.

Hodenbiopsie (TESE)

Die testikuläre Spermienextraktion (TESE) bedeutet eine Gewinnung von Spermien aus einer Hoden-Gewebsentnahme vor einer geplanten intrazytoplasmatischen Spermien-Injektion (ICSI)-Therapie. Mithilfe der Gewebeprobe kann der Arzt feststellen, ob und wie viele Spermien produziert werden.

Durchführung
Die Gewebsentnahme wird vor der ICSI-Therapie operativ durch einen spezialisierten Urologen (Andrologen) durchgeführt. Die im Hodengewebe vorhandenen Spermien, die durch eine TESE gewonnen wurden, werden eingefroren, um sie für die weitere Kinderwunsch-Therapie nutzen zu können. Die bei der TESE gewonnene Gewebeprobe wird einer feingeweblichen Diagnostik (Histologie) unterzogen, um zu erklären, warum im Ejakulat zuvor keine oder nur sehr wenige Spermien vorhanden waren. Auch lässt sich dadurch eine Erkrankung des Hodens erkennen oder ausschließen.

Kombination mit ICSI-Behandlung
Die Kombination aus einer ICSI- und einer TESE-Behandlung kann die Erfüllung des Kinderwunsches auch dort ermöglichen, wo sich keine Spermien im Ejakulat finden. Eine solch komplexe Therapie ist nur durch enge Zusammenarbeit der gynäkologischen und urologischen (andrologischen) Fachbereiche möglich. In vielen Fällen ist auch eine Beratung durch einen erfahrenen Humangenetiker im Vorfeld der Therapie sinnvoll. Die Zusammenarbeit ist durch Kooperationsverträge gewährleistet – dies ermöglicht Ihnen einen optimalen und reibungslosen Behandlungsverlauf.

Präimplantationsdiagnostik (PID)

Voraussetzungen
Grundlage für die Präimplantationsdiagnostik ist die In-Vitro-Fertilisation, da nur ‘im Glas‘ dem Embryo ein bis zwei Zellen entnommen werden können. Anschließend werden die Embryonen im Labor auf genetische Fehler untersucht. Dazu stehen je nach Fragestellung zwei verschiedene Verfahren zur Verfügung, die Chromosomendiagnostik mit der Fluoreszenz in situ Hybridisierung (FISH) und die molekulargenetische Diagnostik mit Hilfe der Polymerase Kettenreaktion (PCR).

Anwendung 
Die Anwendung der PID ist in Deutschland eingeschränkt erlaubt und im Embryonenschutzgesetz (EschG §3a) geregelt. Demnach ist eine PID zulässig, wenn bei einem oder beiden Eltern die Veranlagung für eine schwere Erbkrankheit vorliegt oder aufgrund einer schwerwiegenden genetischen Schädigung die Gefahren einer Tot- oder Fehlgeburt besteht. Die Durchführung unterliegt der strengen Kontrolle und ist nur in zugelassenen Zentren möglich.

Polkörperdiagnostik

Die Polkörperdiagnostik (PKD) ist ein Verfahren, das die Möglichkeit bietet, genetische Auffälligkeiten der Eizelle zu untersuchen, die mütterlicherseits vererbt sind. Die PKD ist erlaubt und wird angewendet, bevor ein Embryo gemäß Embryonenschutzgesetz entstanden ist. Die Polkörper der Eizelle werden auf genetische Auffälligkeiten des Erbgutes untersucht, um die Vererbung einer schweren Krankheit mütterlicherseits zu verhindern oder um ausschließlich gesunde Eizellen für den Embryotransfer auszuwählen.

Von der gezielten Auswahl gesunder Eizellen insbesondere bei Frauen über 35 Jahren verspricht man sich, dass die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft steigt. Der wissenschaftliche Nachweis dafür blieb allerdings bisher aus. Daher bieten wir die PKD derzeit nicht an.

Therapiechancen

Die Erfolgsaussichten bei der IVF-Therapie sind stark von unterschiedlichen Faktoren abhängig. Generell lässt sich sagen, dass die Schwangerschaftserwartung nach IVF- oder ICSI-Therapie der natürlichen Schwangerschaftsrate entspricht.

Die Zahlen belegen: Die natürliche Schwangerschaftsrate liegt bei 20 bis 30 Prozent pro Zyklus. Laut dem Deutschen IVF-Register von 2021 beträgt die Schwangerschaftsrate pro Embryotransfer 33,3 Prozent bei der IVF und 31,2 Prozent in der ICSI-Therapie. Die kumulative Schwangerschaftsrate (2017 – 2019) liegt nach der vierten Behandlung bei 67,2 Prozent. Wesentlichen Einfluss auf die Erfolgschancen bei der IVF-Therapie haben das Alter der Frau wie auch die Anzahl der befruchteten Eizellen.

Häufigere Mehrlingsgeburten

Um die Erfolgschance des IVF-Verfahrens zu erhöhen, werden meist zwei Embryonen übertragen. Den Transfer von drei Embryonen lehnen wir in unserem Zentrum wegen der deutlich erhöhten Frühgeburtswahrscheinlichkeit ab. Im Frischzyklus sind 2020 nach IVF bzw. ICSI 17,8 Prozent Zwillingsgeburten entstanden. Die klinische Schwangerschaft pro Embryotransfer in Abhängigkeit von Alter und der Anzahl übertragener Embryonen lag im gleichen Jahr bei 34,6 Prozent bei einem Embryo und bei 42,1 Prozent bei zwei Embryonen.

Therapierisiken

Wie jeder körperliche Eingriff ist auch die In-Vitro-Fertilisation mit Risiken verbunden. Diese betreffen im gesundheitlichen Bereich vor allem die Frau.

Trotz sorgfältiger Ultraschall- und Serumhormonkontrolle kann es beim Heranreifen mehrerer Eizellen zu einer Überstimulation kommen. Das sogenannte Überstimulationssyndrom ist mit einer deutlichen Vergrößerung der Eierstöcke, Unterbauchschmerzen sowie relativ hohen Östrogenspiegeln verbunden. Dies wiederum kann zu einer vermehrten Gefäßdurchlässigkeit und damit zu einem erhöhten Thromboserisiko führen. Diese Symptome sind jedoch gut zu behandeln und bilden sich wieder vollständig zurück.

Behandlungskosten

Rechtliche Grundlagen

Seit Inkrafttreten des Gesundheitsmodernisierungsgesetztes zum 1. Januar 2004 werden die Verfahren der assistierten Reproduktion (Intrauterine Insemination, IVF, ICSI-Therapie) nicht mehr wie im bisherigen Umfang zu 100 Prozent von den gesetzlichen Krankenkassen getragen.

 

Es gibt verschiedene Methoden der künstlichen Befruchtung, wodurch unterschiedliche Kosten entstehen können. Wir wählen selbstverständlich anhand der erhobenen Befunde die Methode aus, die für Sie am besten geeignet ist. Für einen Behandlungszyklus IVF müssen ca. 1600 € an Medikamenten sowie 1200 € Arztkosten einkalkuliert werden. Der Anteil, den die Patienten selbst zu tragen haben, liegt also für die IVF bei ca. 1400 €. Für das ICSI-Verfahren sind die Arztkosten etwas höher, die Gesamtkosten pro Behandlungszyklus betragen etwa 3100 €, das bedeutet etwa 1600 € für die Patienten.

Rahmenbedingungen

Es gibt bestimmte gesetzliche Rahmenbedingungen für eine finanzielle Unterstützung wie Alter oder Familienstand: Wenn gewisse Kriterien stimmen, finanziert die gesetzliche Krankenversicherung bis zu drei Behandlungszyklen IVF oder ICSI auf Antrag zur Hälfte. Die anderen 50 Prozent der Behandlungskosten müssen Patientinnen und Patienten aktuell selbst aufbringen.

Bitte vergleichen Sie hierzu regelmäßig die Meldungen unter ‘Aktuelles‘. Dort finden Sie wichtige Informationen zu den Leistungen des Niedersächsischen Landesamtes sowie ART-Satzungsleistungen verschiedener Krankenkassen.